Peters Mumpiz
  Finesse M
 

Fine

Im August 1999 kam Fine zu mir. Wir hatten sie bei einem Züchter im Emsland gesehen und irgendwie war es Liebe auf den ersten Blick. Eine große, stattliche, bildschöne Stute, kupferbraun mit schwarzen Stiefeln, ohne Abzeichen und wunderschönen großen lieben braunen Augen. Wir sahen uns und im selben Moment war für mich klar : "Die ist es !"

Damals hieß sie noch nicht Finesse, sie war noch nicht eingetragen und hatte noch keinen Namen, aber Finesse mußte es sein für mich, Fine oder Finchen, das war klar. Also wurde sie in Warendorf als Finesse M eingetragen so brauchte hinter den Namen keine Nummer. 

Sie war roh, noch nicht angeritten und gerade mal 4 Jahre alt. Mein damaliger Reitlehrer, auf dessen Vermittlung wir auch ins Emsland gefahren sind, erklärte sich bereit, den Beritt zu übernehmen, so kam Fine für 6 Wochen nach Warendorf.
Fine
Sie war so lieb, buckelte kein einziges Mal und ließ einfach alles so vertrauensseelig mit sich geschehen. Dann wurde sie von Warendorf zum Stall gebracht und ich durfte sie endlich reiten. Es war ein tolles Gefühl, und je länger es dauerte, umso intensiver wurde es.

Dann kam der erste Wermutstropfen : sie lahmte, und eine Untersuchung beim Tierarzt brachte zu Tage, daß sich bei ihr auf Grund einer Geschichte als Fohlen ein Stück vom Hufbein an der Spitze aufgelöst hatte, eine Nekrose. Man hatte ihr wohl als Fohlen einen Hufschuh verpasst, weil man einen Bockhuf korrigieren wollte, und dabei muß sich wohl eine Entzündung gebildet haben, die für diesen Defekt sorgte. 

Der Tierarzt meinte, ich sollte das Pferd zurückgeben, und in meiner großen Enttäuschung habe ich mich auch mit dem Züchter getroffen, um die Modalitäten der Rückgabe zu klären. Tja, nur der meinte, er wolle sie nicht zurückhaben, der Defekt mit allen seinen Folgen sei mein Problem, und zwar ausschließlich. Also klagte ich, mit Gutachten und Kostenaufstellung und habe den Prozess am Ende gewonnen. Aber Fine wieder hergeben, es waren ja fast eineinhalb Jahre vergangen, und Fine lief ja noch. Der Anwalt meinte, wir hätten nun einen glücklichen Anwalt, der einen Prozeß gewonnen hat und einen unglücklichen Klienten, der nun sein Pferd abgeben soll, denn für mich war bis dahin klar, daß ich mich auf keinen Fall von Fine trenne. Naja, irgendwie habe ich mich dann mit dem Züchter auf eine "Wertminderung" geeinigt.

Wir mußten dann zwar noch wegen einer Lahmheit, von der wir nicht eindeutig ermitteln konnten, ob sie nicht doch ursächlich mit der Hufbeinnekrose zusammenhing (weil sie natürlich auf dem ohnehin kranken Fuß lahmte), eine etwas aufwendigere Behandlung in der Tierklinik durchführen lassen, aber überwiegend hatten wir jede Menge Freude miteinander.

Wir waren oft unterwegs, ob mit unserer Truppe vom Reitverein oder allein mit Heike. In der Heide, in Cuxhafen, in Marburg, auf Poel, in der Eifel. Im Schritt, im Trab und im Gallopp. Nicht ein einziges Mal habe ich Angst haben müssen auf Fine, nicht ein einziges Mal hat sie gebuckelt, ist nie gestiegen oder hat nach mir getreten, nicht einmal hat sie mich abgeworfen. Sie war einfach nur lieb. Durch und durch Stute, eine Persönlichkeit mit Charakter. Sie war die Chefin, bei mir, klar, und auf der Weide. Beim Putzen hatte ich erst mal ihre weiche Nase im Gesicht, beim Hufe abspritzen nach dem Reiten mußte sie erst mal einen kräftigen Schluck aus dem Wasserschlauch nehmen, eher gab sie keine Ruhe.

Zig Ausritte haben wir in unserer Gegend gemacht, sind Quadrillen geritten und waren bei Jubiläen dabei. Wenn Heike Geburtstag hatte, haben wir zu Mitternacht die Pferde aus dem Stall geholt und haben ihr eine Quadrille geritten, und danach war Fine immer das erste Pferd in Heikes neuem Lebensjahr, auf dem sie saß.

Wenn ich zum Stall kam, schaute Fine immer aus ihrem Fenster und blubberte, wenn sie mich sah, vergeßt mich nicht, immer kriegte sie ein Leckerchen, einen Apfel, eine Möhre, irgendwas. Sie war immer aufgeweckt und fröhlich, auch wenn ich vielleicht nicht immer ganz fair war manchmal. Und wenn uns der Wind im gestreckten Gallopp über den Acker um die Nase pfiff, das war das Größte. Sie hat mir gezeigt, was das Wesentliche an der Beziehung eines Menschen zu einem Tier ist : Vertrauen und Zuneigung.

Sie hat mich 8 Jahre lang treu und brav getragen, hat mich begleitet durch schwere und leichte Zeiten, war ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Ich und meine Fine, ich war in festen Hufen, wir waren glücklich.

Es war nicht leicht, einzusehen, daß der Zeitpunkt der Trennung unweigerlich näher gerückt kam, daß die Uhr immer weiter lief und es bald kein zurück mehr geben würde. Es war nicht leicht, mich zu trennen, aber es ist leicht, mir vorzustellen, daß es ihr jetzt gut geht und daß Fine jetzt bei Menschen ist, die sie lieben können und die von ihr geliebt werden, bei Menschen, die mir in ihrem Leben auch unendlich viel bedeutet haben, auf der großen Weide, für den Rest der Ewigkeit. Und es mußte sein, so traurig mich das auch gemacht hat.

So eine Trennung ist immer schwer und ich bin diesen letzten Weg mit ihr gemeinsam gegangen, auch wenn es mir noch so schwer gefallen ist. Ich habe sie bis zum Ende nicht allein gelassen, und dieses Gefühl bedeutet mir sehr viel. Über meinem Schreibtisch hängt noch ein Bild von ihr, von meiner Fine, ein Bild, daß die Freundin meines Sohnes nach einem Foto von Fine gemalt und mir zu Weihnachten geschenkt hat, zusammen mit einer getrockneten Rose und einer Karte : " Freunde sind wie Laternen auf einem langen, dunklen Weg. Sie machen ihn zwar nicht kürzer, aber ein wenig heller "

Ich verdanke ihr mit die schönsten Momente in meinem Leben und wenigstens dafür werde ich sie nie vergessen und ihre Treue und Zuneigung werden mich im Geist immer weiter begleiten.

 
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Guten Abend liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da ?
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